s172 Brauchen Introvertierte wirklich Hilfe und Schutz vor Extrovertierten?

Zurecht werden die Stillen herausgehoben und mit beeindruckenden Einzeldenkern wie Albert Einstein, Steve Wozniak sowie Marc Zuckerberg verbunden. Die Redakteure Kerstin Bund und Marcus Rohwetter brechen eine Lanze für die stillen Denker und die in sich gekehrten Mitarbeiter. Mit umfangreicher Recherche und Fülle an aktuellem und aus der Mode gekommenen Datenmaterial, werden die „stillen Denker“ zurecht herausgehoben.

Der Druck mit Projektzeiten gehört zu klassischen Methoden. Gerade diese haben die Lieferversprechen verfehlt und werden nun von agilen Methoden verdrängt. Sprints sind feste Time-Boxes, die dem agilen Team den Rahmen geben, Stories in Eigenverantwortung abzuarbeiten.

Agile Methoden schützen vor Unterbrechungen sowie Übergriffen, damit sich jeder auf seine Aufgabe konzentrieren kann (single-tasked), genau das, was die Autoren für die Introvertierten fordern. Die regelmäßigen Ceremonies mit festen Time-Boxes begrenzen die Interaktionen auf ein Minimum und geben dem Team die verdiente Wertschätzung im Review. Ich bezweifle, Introvertierte würden sich wie Schnecken fühlen, die mit agilen Events aus ihrem Haus herausgezerrt werden. Wer je einen Sprint-Review erlebt hat, in dem die „stillen Denker“ die Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren, weiß, welchen Bärendienst die Autoren den Introvertierten leisten. Time-Boxes erlauben stillen Denkern, Themen auch zurückgezogen zu bearbeiten.

Die Größe von 5 bis 7 agile-Team-Mitgliedern schaltet ausufernde Gruppendynamiken aus, die „Wichtigtuern“ die Dominanz nimmt. Die künstlich aufgespannte Polarität zwischen „Wahnsinn der vielen“ und kreativen Einzeldenkern begrenzt weder die einen, noch hilft es den anderen. Die Frage, ob Introvertierte Hilfe brauchen und wollen, ist zu bezweifeln. Mit agilen Methoden hätten sie mit dem Scrum-Master jemand der ihnen den Raum gibt und sie verteidigen würde.

Abbildung01 – Damit alle Menschen eine Chance bekommen, es gut zu machen

Der Beitrag gerät völlig ins Abseits bei der Aussage, eine Psychotherapeutin, die ungenannt bleiben will, begleite im Zweitjob einen Konzern, selbst agil zu werden. Eine Agile Transformation eines Konzerns ist ein veritables Change-Vorhaben, das weder im Zweit-Job noch von einer Psychotherapeutin zu leisten ist. Eine Agile Transformation setzt Kompetenzen in Change-Vorhaben, eine solide Ausbildung als Scrum-Master sowie eigene Projekt-Expertise voraus. Agile Coachs sind selten auf die Aufgabe vorbereitet. Coaches mit agilen Wurzeln fehlt häufig die Erfahrung als Fachbereichsverantwortlicher und Führungskraft als Coachs fehlt die agile Expertise, um die Herausforderungen des Fachbereichs angemessen zu integrieren. Coaches, die vom klassischen Projektleitervorgehen geprägt sind, versuchen den agilen Change mit tradiertem Projektvorgehen herzustellen. Die agilen Methoden werden so verwässert und entwertet.

Ich gehörte selbst zu den „stillen Denkern“ und jetzt eher zu den Extrovertierten, der das Denken jedoch nie aufgab. Mit diesem Beitrag in „der Zeit“ wird die agile Zusammenarbeit entwertet, die allen Menschen eine Chance gibt, es gut zu machen. Wir sollte alle für Lösungen eintreten, die „stille Denker“, Extrovertierte sowie alle Typen dazwischen unterstützen. Dazu gehören in jedem Fall KiE-DecisionMaking, ausgerichtet an Emotionen(E), Intuition(i) und Kognition(K), der KiE-Trilogie, und agile Methoden.

Mit KiE-DecisionMaking kommen alle in wenigen Sekunden gleichzeitig zu Wort und gemeinsam getragene Entscheidungen können sicher und zeitnah herbeigeführt werden.

KiE-DecisionMaking empowers, disrupts and create agile methods.

December 2019

Richard Graf (DecisionMaking, Emotionsforscher und Agile Transformation Coach)

Elsa Graf (Head of KiE-Marketing)

 

Literatur

„Die neue Entscheidungskultur“, Richard Graf, Hanser Verlag 2018

Die Zeit No. 40 28. November 2019 „Introvertierte Menschen – Leiser, bitte!“ von Kerstin Bund und Marcus Rohwetter