Kopf oder Bauch? – warum das die verkehrte Frage ist
Wem sollen wir mehr vertrauen, unserer Intuition oder unserem Verstand? Auch wenn unzählige Bücher geschrieben wurden und jedes Jahr uns die Bauch-Frage wieder trifft wie das Sommerloch, so ist die Antwort doch einfach:
„Wir sollten die Intuition nie ignorieren, ihr aber auch nicht blind vertrauen.“
Längst hat die Intuition Unternehmen und Wissenschaften erreicht, in der noch vor wenigen Jahren die rationale Entscheidung als das Maß der Dinge galt. Menschen aber verhalten sich nicht rational. Wie weit sie bei ihren Entscheidungen der Intuition folgen sollten, ist eine beachtenswerte Frage.
Was zur Entdeckung der rein emotiven Zyklen führte
Als Handwerker, Mathematiker sowie Unternehmer waren Graf die Intuition als auch die Kognition vertraut, etwa wenn sich im Nachhinein das tradierte Vorgehen bewährte oder die Projekt-Kalkulation die Expertenschätzung korrigierte, genauso, wenn Statistiken und Analysen längst „Gefühltes“ oder „Gewusstes“ hervorbrachten.
Die KiE-Trilogie zeigte sehr bald, dass das Emotionssystem autonom arbeitet und mit der Logik der Emotionen eine Entscheidung hervorbringt, die der bewussten immer vorausgeht. Das Libet-Experiment ist eines der wissenschaftlichen Phänomene, die den Weg wiesen.
Nun hilft es im Spannungsfeld zwischen Bauch und Kopf wenig, in welcher Reihenfolge die Entscheidungen herbeigeführt werden. Das unangenehme Gefühl, das dabei entsteht, ist der Hinweis für das Problem sowie zur Lösung.
Die Frage „Kopf oder Bauch?“ ist nicht zielführend und suggeriert, wir hätten eine wirkliche Wahl. Die Wahl haben wir nicht, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne des Entweder-oder. Die Lösung zur sicheren Entscheidung lässt sich in emotiv-kognitiven Zyklen finden.
Die Trilogie erklärt, warum das unangenehme Gefühl so wichtig ist
Die Frage „Kopf oder Bauch?“ tritt nur dann auf, wenn es den beiden Entscheidungssystemen nicht gelingt, ein „stimmiges“ kohärentes Weltbild herzustellen. So kann sowohl das Emotionssystem in einem emotiven Zyklus als auch die vorläufige Entscheidung, mit der vorgestellten Wirkung, in emotiv-kognitiven Zyklen einen unangenehmen Impuls auslösen. Diese emotiv-kognitiven Zyklen erzeugen als Begleiteffekt ein unangenehmes Gefühl, das in der Frage „Kopf oder Bauch?“ mündet.
Sichere Entscheidungen können herbeigeführt werden, wenn das unangenehme Gefühl als notwendiger und wertvoller Hinweis beachtet wird.
Die Trilogie erklärt, warum manche Entscheidungen ein Gefühl begleitet
Tatsächlich tritt dieses Phänomen sehr selten auf, weil bei anderen Entscheidungen kein beziehungsweise ein neutrales Gefühl als Begleiteffekt auftritt. Geht man von 20.000 Entscheidungen pro Tag aus, so dürften nach vorsichtigen Schätzungen einige Prozent und an manchen Tagen weniger mit dem Gefühl „Kopf oder Bauch?“ auftreten können.
Das zerrissene Gefühl zwischen Kopf und Bauch beziehungsweise zwischen Emotionssystem und Kognitionssystem ist das Signal, um in emotiv-kognitiven Zyklen bewusst eine gute Entscheidung herbeizuführen.
Die Trilogie erklärt, warum die Intuition in 100% der Entscheidungen enthalten ist
Entgegen der tradierten Annahme zeigt die KiE-Trilogie, dass in 100% der Entscheidungen die Intuition enthalten ist, unabhängig davon, wie weit wir sie bewusst wahrnehmen.
So löst sich die Frage „Kopf oder Bauch?“ völlig auf. Wir haben keine Wahl bei der Intuition, die Intuition ist in allen Entscheidungsformen enthalten.
Deshalb sollten wir dafür sorgen, dass die Intuition eine möglichst gute Entscheidung aus dem Emotionssystem erzeugt. Damit sind zumindest zwei Themen zentral:
1. Die emotionale Erregung, die maßgeblich in der Logik der Emotionen wirkt
2. Die neuronalen emotionalen Strukturen, die sich aus den Erfahrungen gebildet haben.
Die Trilogie erklärt, warum die emotionale Erregung bedeutend ist
Nimmt die emotionale Erregung zu, so dominiert das Emotionssystem und die emotionalen Motive bewegen sich in den dysfunktionalen Bereich. Aus Achtsamkeit wird Starre und aus souveräner Einflussnahme ein unkontrolliertes Reagieren. Der Intuition, wenn sie noch bewusst wahrgenommen wird, ist genauso wenig zu trauen wie den vorläufigen Entscheidungen im Kognitionssystem. Steigt die Erregung weiter, werden Entscheidungen wie Handlungen affekthaft ausgeführt. In diesem Sinne ist der Intuition nicht zu trauen.
Die Trilogie zeigt: So entscheiden Sie richtig
Gute Entscheidungen entstehen dann, wenn Entscheidungen am menschlichen Entscheidungsprozess ausgerichtet sind. Er berücksichtigt, dass die Intuition bereits nach 350 ms als Ergebnis des Emotionssystems
vorliegt und trennscharf erkannt wird. Erst dann wird in Interaktion mit der Kognition eine vorläufige Entscheidung (Kopf) geformt. Sie kann in mehreren emotiv-kognitiven Zyklen zu einer guten Entscheidung geformt werden. Auch hier gibt es eine souveräne Entscheidung. Sind es zu wenig Gedankenzyklen, ist es häufig eine „leichtsinnige“ Entscheidung. Werden es zu viele, so beginnt das Gedankenkarussell erneut.
Zum Schluss, bevor man mit Entschlossenheit in die Umsetzung geht, wird die bewusste Entscheidung mit der Intuition überprüft.
Die Trilogie zeigt die Antwort: Bauch, dann Kopf und dann wieder Bauch in Zyklen
Gute Entscheidungen entstehen aus der Trilogie zwischen Emotions- und Kognitionssystem:
1. Intuition (Bauch) – bewusste Wahrnehmung der unaufgeforderten Intuition
2. Kognition (Kopf) – bewusstes Formen einer Entscheidung im Wissen über den menschlichen Entscheidungsprozess
3. Intuition (Bauch) – bewusste Aufforderung der eigenen Intuition
Um diese individuelle Entscheidungsstrategie anzuwenden, erlernen Menschen die Wirkungsweise und bewusste Nutzung der Intuition in wenigen Stunden.
Die KiE-Trilogie offenbart, dass Entscheidungen nahezu immer vorläufig sind
Bewusste Entscheidungen sind kein linearer Prozess, wie es die Wortverbindung „Entscheidungen treffen“ vermuten lässt. Entscheidungen entstehen in emotiv-kognitiven Zyklen und nahezu immer vorläufig.
Der erste emotive Zyklus liefert die erste garantierte Entscheidung nach 350 ms und kann mit emotiv-kognitiven Zyklen zu einer guten und bewussten Entscheidung geformt werden.
Selbst wenn die Zyklen zu einer Entscheidung und einer Handlung führten, können und sollten Entscheidungen anhand der entstehenden Wirkung korrigiert oder bestätigt werden. Die erreichte Wirkung wird als äußerer Gedankenzyklus wieder Stimulus für eine neue Entscheidung. Mit der Untrennbarkeit zwischen Emotionen(E), Intuition(i) und Kognition(K), der KiE-Trilogie, wird wieder ein eindeutiger Impuls erzeugt, der anzeigt, wie weit man die Wirkung korrigieren sollte.
Gute Entscheidungen mit der KiE-Trilogie in Teams
Gute Entscheidungen werden mit Entscheidungsprozessen wie der individuellen Entscheidungsstrategie hergestellt. Im Team werden gemeinsam getragene Entscheidungen mit dem Priorisierungs- und Commitment-Prozess hergestellt.
Die ersten Schritte dafür sind, die Intuition bewusst anzuwenden und zwischen Priorisieren und Entscheiden zu differenzieren.
Entscheidungen sowie Führen bedeutet im Kern priorisieren und anschließend die Entscheidung für die Auswahl zu treffen. Das gilt für autoritäre, partizipative Leader gleichermaßen wie für tradierte oder agile Teams.
Innere Konflikte und ausufernde Gruppendynamik sowie Stress und in der Folge Burnout sind nur fatale Symptome fehlender Entscheidungsprozesse. Diese Symptome treten erst gar nicht auf, wenn Entscheidungsprozesse angewendet werden, die am menschlichen Entscheidungsprozess ausgerichtet sind.
Mit soliden Entscheidungsprozessen stellen Menschen und Teams gute Entscheidungen her und erreichen ihre Ziele.
Emotionsforschung
KiE-Forschung bedeutet, Unterschiedliches und sich Widersprechendes in ein stimmiges Ganzes zusammenzubringen, so wie es die emotiv-kognitiven Zyklen der KiE-Trilogie im kohärenten Weltbild vorgeben.
Das Buch
Mit der Veröffentlichung des Buches „Die neue Entscheidungskultur“, Hanser Verlag 2018, fügte Richard Graf auf Basis der emotiv-kognitiven Zyklen die sich widersprechenden menschlichen Phänomene sowie die aktuellen Forschungsergebnisse in ein stimmiges Weltbild zusammen.
Mehr Information findest Du im Buch von Richard Graf:
Kapitel 12 „Sicher entscheiden im Dreiklang von Intuition-Kognition-Intuition“
Richard Graf „Die neue Entscheidungskultur“ – Mit gemeinsam getragenen Entscheidungen zum Erfolg, Hanser Verlag 2018
Disruption nutzen. Innovation leben. Integrativ führen
„Das Emotionssystem ist Ursprung und Ende jeglichen Denkens. Neues Denken mit bewusster Emotionslogik erweitert sowohl die menschliche wie die Künstliche Intelligenz.“
Link: https://www.k-i-e.com/buch/
Richard Graf, 27. Januar 2020