Entscheidungen herbeizuführen und umzusetzen ist die Kerntätigkeit von Führung sowie jeglicher Art der Zusammenarbeit. Einer jeden Entscheidung geht ein Bewertungsprozess voraus. Der nachfolgende Umsetzungsprozess erfordert genauso Bewertungen wie die spätere Überprüfung der Zielerreichung.
Wenn der Mensch zum Entscheiden geboren ist, so ist er damit in mehrfacher Hinsicht auch zum Bewerten gezwungen, wenn er – wie Ernst Pöppel einmal errechnete – 20.000 Entscheidungen pro Tag fällt.
Der Großteil dieser Bewertungen findet statt, ohne dass sie dem Bewussten zugänglich sind. Will man diese hochfunktionalen Bewertungsprozesse beim Menschen bewusst ausführen und Entscheidungen sicher und zeitnah herbeiführen, ist ein normiertes und akzeptiertes Bewertungssystem die Grundvoraussetzung.
Die KiE-Skala
Die K-i-E Skala erlaubt schnelle und klare Bewertungen und forciert immer eine klare Entscheidung. Der innere Aufbau der K-i-E Skala eignet sich für jegliche Art von Entscheidungen:
1. Leitfrage – präziser Fokus
2. KiE-Skalentyp – garantierte Entscheidung – hier mit dem Funktionsbereich rechts
3. Bedeutungsbereiche – Handlungsorientierung
Die vielfältigen Cognitive Biases, die zu verzerrten Bewertungen und schlechten Entscheidungen führen, werden durch die KiE-Skala ausgeschlossen, durch Gruppenkompetenz ausgeglichen oder erheblich reduziert:
1. die Verlustaversion wird durch die Asymmetrie der KiE-Skala weitgehend vermieden
2. die vielfältigen Anker-Effekte werden durch gleichzeitiges Aufdecken der KiE-Karten sowie durch eine anonym freigegebene Bewertung durch den KiE-DecisionMaker vermieden
3. die „Response Biases“ mit den diversen Effekten einer offenen Bewertung in einer Team-Situation oder bei Teilnahme von Führungskräften, aber auch die Effekte bei einer geschlossenen oder inneren Bewertung können durch die innere Logik der KiE-Skala reduziert der gänzlich vermieden werden.
4. Die KiE-Skala eignet sich gleichermaßen für individuelle wie für Team-Entscheidungen und dient als normierte und akzeptierte Bewertung für alle DecisionMaking-Prozesse.
Die hochfunktionalen Bewertungsprozesse, die ein Mensch für rund 20.000 Entscheidungen pro Tag ausführt, können aufgrund der Anzahl und Dauer niemals bewusst verarbeitet worden sein. Mit der KiE-Skala können sie jedoch mühelos entschlüsselt werden.
KiE-Skala bildet die Intuition ab
Die zentrale Bedeutung der Intuition und ihr blitzschneller Abruf des Expertenwissens für Entscheidungen sind unumstritten. Der einfache Impuls aus der Intuition ist jedoch nicht differenziert genug. Die KiE-Skala hat keine Mitte und erzwingt somit immer eine Entscheidung. Der fehlende Fluchtpunkt verhindert, dass man sich nicht entscheidet. Ihr innerer Aufbau eignet sich deshalb für die bewusste Nutzung der Intuition und bildet sie präzise ab.
Mit dieser Eigenschaft kann sie gleichermaßen für die Intuition und Kognition gleichermaßen genutzt werden. So entsteht überhaupt erst die Möglichkeit, Intuition und Kognition in eine Entscheidungsstrategie zusammenzuführen.
Die KiE-Skala unterstützt intuitive wie kognitive Entscheidung und ist leicht zu dokumentieren. Diese Transparenz öffnet den Weg, um die Gruppenkompetenz zu nutzen.
Gamification und Anwendung
Die Flexibilität der KiE-Skala macht sie zum universellen, akzeptierten und normierten Bewertungssystem für alle agile Ceremonies genauso wie für alle Entscheidungsprozesse, tradierten Meetings und Bewertungen sowie Umfragen aller Art. Die Größe der Gruppen sowie die jeweiligen Situationen geben die Orientierung:
1. KiE-Karten und KiE-App für Interaktionen Face2Face mit 2 bis 24 Personen
2. Flipchart mit Klebepunkten für Moderationen bei 15 bis zu 120 Teilnehmern. Durch eine Aufteilung in Gruppen kann die Größe skaliert werden
3. KiE-DecisionMaker als Cloud-Service für beliebig große Gruppen, die auch Face2Face, online, remote sowie global an Bewertungen und DecisionMaking-Prozessen teilnehmen können
4. Eingebettet in Collaboration-Tools, insbesondere für agile Ceremonies
Mit dem KiE-Skalentyp (right), die von links nach rechts aufsteigend den funktionalen Bereich rechts hat, können viele Anwendungsbereiche abgedeckt werden. Für ein flexibles System zur beliebigen Bewertung werden unterschiedliche natürliche Skalentypen, standardisierte Skalen wie der Net Promoter Score sowie individuelle Skalen abgebildet.
Die Transparenz der KiE-Skala öffnet den Weg, die Gruppenkompetenz zu nutzen und lässt alle gleichzeitig zu Wort kommen.
Team-Bewertung – in wenigen Sekunden eine unbeeinflusste Bewertung
Die KiE-Skala erlaubt eine 100%ige Einbindung aller Beteiligten in einen Bewertungs- und Entscheidungsprozess. Alle kommen gleichzeitig zu Wort:
Der Nutzen der KiE-Skala ist sofort zu erkennen:
- Eine Bewertung mit beliebig vielen Teilnehmern in wenigen Sekunden
- Die Bewertungsergebnisse sind unmittelbar und verständlich zu erkennen
- Die Bewertungen werden sofort automatisiert dokumentiert
Bereits die einfache Anwendung der KiE-Skala mit KiE -Karten vermeidet die üblichen Anker-Effekte. Eine dominierende Führungskraft mit einer Brandrede zur sogenannten alternativlosen Entscheidung, wie ein risikoaverser Bedenkenträger oder ein zurückhaltender Experte erhalten eine gleichwertige Stimme.
Dem Forcieren von Positionen wird gleichermaßen ein Riegel vorgeschoben wie dem Rückzug. Damit müssen sich alle Beteiligte im Sinne einer guten Entscheidung im Prozess auf ihre Position festgelegen. Dadurch wird das Fundament für den weiteren und tragfähigen Entscheidungsprozess geschaffen.
Besserwisser, Selbstdarsteller und Vielredner kommen erst gar nicht zu Wort oder werden aufgedeckt. Machtkämpfe und Selbstdarstellungen werden eingedämmt und nivelliert, da jeder die gleiche normierte, für alle verständliche und akzeptierte Stimme hat. Die vergeblichen Versuche mit Appellen oder Regeln erhalten keinen Raum und sind auch nicht mehr nötig. Der Entscheidungsprozess selbst sorgt mit der ihm innewohnenden Logik für Disziplin, Beteiligung und Freude an einem guten Ergebnis, das sicher erreicht wird.
Agile Werte sind in der KiE-Skala implementiert
Im Februar 2001 trafen sich im amerikanischen Utah 17 unabhängige Experten und formulierten das agile Manifesto mit vier zentralen Thesen und zwölf Prinzipien, aus denen sich die fünf agilen Werte Offenheit, Fokus, Augenhöhe, Mut und Commitment ableiteten. KiE-DecisionMaking erweitert diese Werte um die „Beteiligung“ als unabdingbar für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Mit der Anwendung der KiE-Skala entsteht Verbindlichkeit, Klarheit und Wertschätzung, was einer guten Atmosphäre in der Beziehung zwischen den Menschen und der Zielerreichung dient. Sie ist ein relevanter Aspekt für klare und entschlossene Entscheidungen. Die KiE-Skala liefert somit die notwendige Basis für die agilen Methoden, die – zusammen mit den anderen KiE-DecisionMaking-Tools – für das Gelingen des digitalen Transfers stehen.
Dokumentation für IT und Künstliche Intelligenz
Die KiE-Skala eignet sich durch ihren inneren Aufbau für die Dokumentation beliebiger Entscheidungsprozesse. Die Eignung erstreckt sich vom freien Dialog über themenzentrierte oder Regel-Meetings, agile Ceremonies, Check-Listen, dokumentierte Prozesse, mehrstufige Prozesse mit unterschiedlichen Bereichen, über Auftragnehmer- und Auftraggeber-Kommunikation, Partnernetzwerke bis hin zu E-Mail-Kommunikation. Der Einsatz kennt keine Grenzen, da die abgebildete innere Logik an den menschlichen Entscheidungsprozessen ausgerichtet ist. Ein herausragendes Merkmal ist die Eignung für digitale Prozesse. Dadurch, dass die KiE-Zahl eine einzige Zahl ist, kann sie mit geringem Aufwand in jedes IT-Verfahren und in Künstliche Intelligenz integriert werden. So wurde die Integration, bei gelungenem Design, in Ticket-Systeme wie Jira, Request-Tracker oder Freshdesk mit geringem Aufwand umgesetzt.
Beliebiges Wiederaufsetzen – Ergebnisse werden sicher erreicht
Im Entscheidungsprozess werden Zwischenstände und Teilergebnisse jederzeit einfach beschreibbar und gleichzeitig automatisch dokumentiert. Nach Unterbrechungen oder Irritationen kann problemlos und zielführend auf dem letzten Zwischenstand wieder aufgesetzt werden. Die KiE-Skala wurde dadurch zu einem Werkzeug, das zum einen die Investitionen schützt und zugleich sicher zu Entscheidungen führt.
Aufdecken von Inkohärenzen und Cognitive Biases
Mit einem geeigneten Design werden Inkohärenzen sofort erkannt. Die Beteiligten können mit Entscheidungsprozessen klar geführt werden. Werden sie mit Inkohärenz konfrontiert, können eine Korrektur eingeleitet, eine Aufklärung initiiert und gegebenenfalls mit der Ressourcen-Frage die Lücken gefüllt werden.
Ein Unternehmen der Finanzindustrie bereitete sich auf den digitalen Transfer vor. Die folgenden Leitfragen zeigten den Bereichsverantwortlichen deutlich eine Inkohärenz innerhalb ihres Unternehmens auf. Die häufig verwendete Taktik, bei mir ist alles gut, aber bei den anderen stimmt es nicht, ist aufgedeckt.
Inkonsistenzen und Cognitive Biases werden erkennbar und können im Entscheidungsprozess mit der Gruppenkompetenz gelöst werden:
1. Vermessenheitsverzerrung, die Überschätzung des eigenen Könnens und eigener Kompetenzen
2. Dunning-Kruger-Effekt, die Tendenz von weniger kompetenten Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen
Die KiE-Skala sorgt kurz- und langfristig für die Tragbarkeit des Erfolgs.
Mehr zur Artikelreihe KiE-DecisionMaking Tools
Weitere Beiträge über die Prozessschritte und Tools des DecisionMaking Prozess findest Du nach den Quellen unten bei Schlagworte „Artikelreihe KiE-DecisionMaking Tools“.
Mehr zur Artikelreihe Künstliche Intelligenz
Weitere Beiträge über künstliche Intelligenz und wie diese mit KiE erweitert werden kann findest Du nach den Quellen unten bei Schlagworte „Künstliche Intelligenz“.
_______________
März 2020, Richard Graf und Elsa Graf
„Eine normierte und akzeptierte Bewertung ist Voraussetzung für jede Zusammenarbeit – für agile wie tradierte Teams.“ RICHARD GRAF
Quellen:
ARIELY, Dan. Predictably irrational. New York, NY: Harper Audio, 2008.
GRAF, Richard. „Die neue Entscheidungskultur: Mit gemeinsam getragenen Entscheidungen zum Erfolg“. Carl Hanser Verlag München 2018.
KAHNEMAN, Daniel. Thinking, fast and slow (Kindle Edition). 2011.
MANIFESTO, Agile. Agile manifesto. available in http://www. agilemanifesto.org, 2001.
PÖPPEL, Ernst. Zum Entscheiden geboren. Hirnforschung für Manager, München, 2008.
REICHHELD, Frederick F. The one number you need to grow. Harvard business review, 2003, 81. Jg., Nr. 12, S. 46-55.